15.12.2011

Hinkel: "So ein Rückschlag setzt sich fest im Kopf"

Kicker

kicker: Herr Hinkel, Sie traten 6. Oktober waren Sie in Freiburg an, um zu spielen und den Sportclub nach vorne zu bringen, beides ist nicht eingetreten.


Hinkel: Das würde ich so nicht sehen. Ich habe ja gleich am Anfang drei Spiele gemacht. Ich war ohne lange Eingewöhnungsphase sofort auf dem Platz. Obwohl ich wegen des Kreuzbandrisses anderthalb Jahre keinen Spielrhythmus hatte. In Freiburg habe ich nur die letzten beiden Spiele nicht gespielt. Aber klar ist, dass ich natürlich nicht gerne auf der Bank sitze.


kicker: Kamen die Einsätze durch den Mittelfußbruch von Mensur Mujdza zu früh?


Hinkel: Vom SC Freiburg war es eher so geplant, mich langsam heranzuführen. Durch die Verletzung musste ich sozusagen aus dem Nichts ins kalte Wasser geworfen werden.


kicker: Wie viel Rückstand haben Sie nach fünf Einsätzen?


Hinkel: Dafür, dass ich so lange Zeit gar nicht gespielt habe, waren die Spiele vom Niveau her so, dass man mir die lange Pause nicht angesehen hat – abgesehen von der Partie in Nürnberg. Ich fühle mich fit und kann der Mannschaft sicherlich helfen. Natürlich fehlt noch ein gewisser Prozentsatz. Die kleine Vorbereitung nach der Winterpause wird mich weiter bringen.


kicker: Als Sie in Freiburg begannen, war der Sportclub mit 7 Punkten 15., jetzt ist er mit 13 Zählern Letzter, warum läuft es nicht?


Hinkel: Das Spiel in Köln war natürlich ein Dämpfer. Aber die vier Spiele davor hatten wir eine Serie von vier Spielen ohne Niederlagen, wo wir mehr Siege hätten mitnehmen können. Dass nun das 0:4 in Köln und der letzte Tabellenplatz von der Gefühlslage her überwiegen, ist klar. So ein Rückschlag setzt sich fest im Kopf, aber die vier  Spiele davor waren nicht so schlecht.


kicker: Was belastet Sie mehr, die Reservistenrolle in den beiden vergangenen Spielen oder der letzte Tabellenplatz?


Hinkel: Das Wichtigste ist mit dem Sportclub Freiburg den Abstieg zu verhindern. Damit beschäftige ich mich am meisten. Dass ich immer spielen will und nicht zufrieden bin, wenn ich nicht spiele, wird aber auch jeder verstehen. Trotzdem bin ich ein Teamplayer und kein Unruhestifter. Ich muss die Entscheidung akzeptieren, werde mich nicht hängen lassen und hoffe natürlich, schon gegen Dortmund wieder in der Startelf zu stehen.


kicker: Woher rührt der Rückfall in Köln?


Hinkel: Wir haben bis zum 0:1 das Spiel dominiert, nur wir hatten keine zwingenden Chancen. Der Rest der ersten Halbzeit war auch noch okay, man konnte nicht erkennen, dass wir 0:4 untergehen werden. Nach dem Seitenwechsel war es erschreckend, dass wir so eingebrochen sind.


kicker: Wo muss man ansetzen?


Hinkel: Ich war mit dem VfB Stuttgart schon mal im Abstiegskampf. Wichtig ist, dass man nicht in Panik verfällt. Es ist schwierig, wenn man sich die Tabelle anschaut und man Letzter ist. Man muss sich aber trotzdem auf das Wesentliche fokussieren, alle Kräfte bündeln und ruhig bleiben.


kicker: Fehlt es der Mannschaft an Qualität, Sportdirektor Dirk Dufner sucht ja intensiv nach Verstärkungen?


Hinkel:  Als Spieler ist man froh über Verstärkungen. Gute Spieler bringen einen weiter. Prinzipiell haben wir jedoch die Qualität, um die Klasse zu halten. Wenn man sich die anderen Mannschaften in der unteren Tabellenregion betrachtet, sehe ich keine großen Qualitätsunterschiede. Auch wenn man sieht, wie wir spielen – mit der Ausnahme der Partie in Köln.


kicker: Samstag kommt der deutsche Meister, wie klein sind die Freiburger Chancen?


Hinkel: Dortmund ist eine Top-Mannschaft. Wenn die Borussia ins Rollen kommt, ist es ganz schwierig. Um gegen Dortmund etwas raus zu holen, muss bei uns alles passen angesichts der individuellen Klassen des Gegners. Die Rollen sind klar verteilt.


kicker: Die Gefahr ist groß, dass es bei 13 Hinrundenpunkten bleibt. Damit haben noch nicht viel Mannschaften den Klassenerhalt geschafft.


Hinkel: Wir werden den Spielbetrieb auch in der Rückrunde nicht einstellen und freiwillig in die 2. Liga absteigen. In Freiburg wird jeder alles daran setzen, in der Bundesliga zu bleiben. Der Abstandzum Nicht-Abstiegsplatz beträgt ja nur zwei Punkte, er ist auf jeden Fall erreichbar.


kicker: Muss sich die Mannschaft einmal zusammensetzen, um die Misere aufzuarbeiten?


Hinkel: Nach dem letzten Hinrundenspiel sollten wir auf jeden Fall eine Bilanz ziehen.


kicker: Von Ihrem ganzen Background her gehören Sie auf jeden Fall zu den Führungsspielern. Können Sie der Rolle von der Ersatzbank aus gerecht werden?


Hinkel: Natürlich hat man auch als Ersatzspieler Einfluss, aber gerade im Abstiegskampf sind Routiniers auf dem Platz wichtig. Das habe ich damals als junger Spieler beim VfB hautnah miterlebt, Zvonimir Soldo und Krassimir Balakov haben der ganzen Mannschaft auf dem Platz Halt gegeben.

< zurück